Peru-Sonntag vom 3. März: Viel Freude über eine fruchtbare Wechselbeziehung der Partner

Lateinamerikanische Rhythmen und fröhliche Gesänge im deutsch-spanischen Festgottesdienst

Es ist das 25. Jahr der Partnerschaft zwischen den beiden Pfarrgemeinden St. Peter und Paul Bühl und Nuestra Señora de la Esperanza in der Nähe von Lima. Der jeweils im März stattfindende Peru-Sonntag markierte den ersten Teil der Feierlichkeiten zu diesem bemerkenswerten Jubiläum.

Festlich begann der Familien-Gottesdienst schon mit dem Einzug von Pfarrer Wolf-Dieter Geißler und seinem Co-Zelebranten Padre Mario aus Lima im Kreise von 28 Ministrantinnen und Ministranten. Dass es ein Fest der Freude sein würde, ließen schon die ersten Töne der Pfarreiband „kreuzundkwer“ erkennen. Dieses Ensemble mit vier Sängerinnen und fünf Musikern an fünf Instrumenten (Gitarre, E-Bass, Keyboard, Querflöte, Cajon) präsentierte mit fröhlichen und mitreißenden Rhythmen ein perfekt ausgewogenes deutsch-spanisches Musikprogramm. Höhepunkte waren dabei das zweisprachige Vaterunser und zwei spanische Gesangsvorträge während und nach der Kommunion, die Padre Mario sowohl stimmlich als auch auf seiner eigenen Gitarre unterstützte.

Padre Mario, ehemaliger Seelsorger der Partnergemeinde und derzeit von seinem Orden zu Studienzwecken nach Madrid entsandt, besuchte vor seiner Rückkehr nach Lima noch einmal Bühl, wo er sich nicht nur innerhalb des Perukreises großer Achtung und Beliebtheit erfreut. Von Pfarrer Wolf-Dieter Geißler wurde er als gern gesehener Freund sehr herzlich begrüßt. Seinen bewegten Dankesworten während des Gottesdienstes war anzumerken, dass ihm der Abschied schwer fiel. Ab diesem Sommer werden dann in Peru neue, von seinem Orden noch zu bestimmende Aufgaben auf ihn warten.

In seiner Predigt veranschaulichte Pfarrer Wolf-Dieter Geißler auf sinnfällige Weise die Bedeutung der Partnerschaft für ihre jeweiligen Mitglieder. In einem Dialoggespräch erläuterten er und Pastoralreferent Nikolaus Wisser als „Mitglied der Partnergemeinde, der als Jugendlicher die Gründung erlebt hat“, die zahlreichen Veränderungen, die in den letzten 25 Jahren auf beiden Seiten spürbar wurden: Neben Investitionen in dringend benötigte Bauprojekte und medizinische sowie soziale Einrichtungen waren und sind es vor allem die Unterstützung von Schulbesuch und Ausbildung für die Kinder durch Bühler Patenschaften, die in der Partnergemeinde die nachhaltige Grundlage für eine hoffnungsfrohe Zukunft schaffen.

Auf der anderen Seite ist die unverfälschte Lebensfreude der Pfarreimitglieder in Lima und ihre selbstverständliche, innige Frömmigkeit ein stetiger Ansporn für uns oft schwer zufriedenstellenden und nüchternen Deutschen. Ganz praktisch wurde auch die in Peru und anderen lateinamerikanischen Ländern betriebene Familien-Katechese insbesondere für die Vorbereitung der hiesigen Kommunionkinder übernommen und angepasst. Eines ihrer Kernelemente besteht darin, im Rahmen der Sakramentsvorbereitung die ganze Familie einzubeziehen, damit Religion wieder alltagstauglich zu machen und gleichzeitig die Kommunikation überhaupt zwischen den Familienmitgliedern zu fördern. Diese insbesondere von Laien geleistete Arbeit und Unterstützung bedeutet gleichzeitig eine der zahlreichen Maßnahmen, um seelsorgerischen Engpässen im Zuge des Priestermangels zu begegnen – womit die katholische Kirche in Lateinamerika langjährige Erfahrungen besitzt.

Pfarrer Wolf-Dieter Geißler wies außerdem darauf hin, dass das Zweite Vatikanische Konzil, dessen fünfzigjähriges Jubiläum ebenfalls in diesem Jahr begangen wird, die entscheidende Öffnung zur Weltkirche einleitete. So ist es dem damals verantwortlichen Papst Johannes XXIII. zu verdanken, dass Projekte wie deutsch-peruanische Pfarrgemeinden-Partnerschaften überhaupt realisiert werden konnten, mit allen bis heute und auch in Zukunft wirkenden wechselseitig positiven Anregungen und Entwicklungen an beiden so weit voneinander entfernten Standorten.

Vor dem aufgestellten farbenfrohen „Hungertuch“, einem das Gebet anregenden Fastentuch mit Szenen aus der Bibel und von Mitgliedern beider Pfarreien gestaltet, nahm dann der Gottesdienst seinen weiteren schwungvollen, von Pfarrer Wolf-Dieter Geißler so stimmig geleiteten Verlauf.

Bilder, Informationen, Musik und Küche aus Peru im Haus Alban Stolz

Von den etwa 450 Besuchern wechselten mehr als die Hälfte im Anschluss daran direkt ins Haus Alban Stolz. Die in den peruanischen Farben Rot und Weiß eingedeckten Tische waren bald besetzt. Auch Pfarrer Wolf-Dieter Geißler unterstrich mit seiner Anwesenheit, welch großes Anliegen ihm dieser Arbeitskreis ist.

Auf einem langen Büffet lockten mit einladenden Gerüchen ansprechende Arrangements peruanische Gerichte, die nach Originalrezepten von Mitgliedern des Perukreises und anderen Gruppierungen der Pfarrgemeinde zubereitet worden waren. Tomatensuppe mit Quinua (Perureis), gefüllte Kartoffeln, Kichererbsen-Eintopf, Aji de Galina (pikante Hähnchenbrust) und weitere 35 verschiedene Gerichte einschließlich landestypischer Desserts wie Picarones (Schmalzgebäck) machten die Auswahl zu einem richtig schwierigen Entscheidungsprozess. Den angeregten Tischgesprächen und leeren Töpfen nach zu schließen waren die Besucher mit den ungewohnten, doch offensichtlich sehr schmackhaften Speisen äußerst zufrieden.

Susi Jacobs, Vorsitzende des Peru-Kreises, begrüßte die Anwesenden und gab ihrer Freude über die zahlreichen Besucher Ausdruck. Sie vermittelte einen aktuellen Status der laufenden und geplanten Aktivitäten. Als besonderen Erfolg wertete sie die derzeit 40 Schulpatenschaften und 14 Ausbildungsstipendiaten, die alle von Mitgliedern der Bühler Pfarrei finanziert werden, für deren Unterstützungsbereitschaft sie sich herzlich bedankte wie auch bei allen, die mit ihren Spenden die Arbeit der vom Perukreis aufgesetzten Projekte ermöglichen. Ausdrücklich bedankte sie sich auch bei Pfarrer Wolf-Dieter Geißler für sein Engagement im Arbeitskreis und die Gestaltung des Gottesdienstes sowie bei Pastoralreferent Nikolaus Wisser für seine Zeitungsaktion letztes Jahr, nach der insgesamt 17 neue Patenschaften zustande gekommen sind. Auch Susi Jacobs betonte, dass es sich bei dieser Partnerschaft nicht um einen einseitigen Transfer handelt, sondern dass es auch so vieles von den Mitgliedern der Gemeinde Nuestra Sen?ora de la Esperanza zu lernen und im hiesigen Alltag umzusetzen gibt. Abschließend stellte sie die Beiträge der einzelnen Aktiven und Gruppierungen vor und bedankte sich bei allen Helfern.

Im Foyer des großen Saals informierten großformatige Plakatwände über einzelne Meilensteine und Begebenheiten während der nun schon ein Vierteljahrhundert dauernden Partnerschaft. Wie lebendig sie immer noch ist, zeigte der von Uschi Hansen und Manuel Barale auf Powerpoint-Basis zusammengestellte Bilderbogen mit vielen eindrücklichen und bewegenden Aufnahmen sowie erklärenden Zwischentexten aus der Partnergemeinde und dem Land Peru, begleitet und unterstrichen von stimmungsvoller Musik. Einen weiteren anfassbaren und direkt erlebbaren Eindruck aus der Lebenswelt der Partnergemeinde bot ein Verkaufsstand mit einer Palette von Gebrauchs- und Kunstgewerbe-Artikeln.

In einem Interview mit Susi Jacobs ging Padre Mario auf die für ihn entscheidenden Erkenntnisse und zahlreichen Erlebnisse der Freundschaft während der gegenseitigen Besuche und dazwischen ein. Für die Zukunft wünscht er sich einen weiterhin lebendigen Austausch mit nachhaltigen Akzenten im Alltagsleben der beiden Pfarrgemeinden und stetig neue Kontakte und Anregungen von beiden Seiten. Gerne sähe er es auch, wenn sich noch mehr Jugendliche für den Arbeitskreis und Kontakte zueinander begeistern könnten. Der aktuell neu eingesetzte Seelsorger Padre Martin, ebenfalls vom Orden der Vinzentiner und Padre Mario aus gemeinsamen Projekten persönlich bekannt, wird die Tradition von Padre Mario und dessen direktem Nachfolger, Padre Chuno, fortsetzen. Außerdem wird Padre Mario die Bühler Partnergemeinde immer in seine Gebete einschließen.

Eine sehr temperamentvolle Vorführung von 20 Kindern des Kindergarten St. Elisabeth mit drei ihrer Erzieherinnen leitete zum musikalischen Teil über. Die ganz in Weiß gekleideten Kleinen waren mit Begeisterung bei der Sache. Ihre schwungvollen Tanzdarbietungen elektrisierten den ganzen Saal. In dieser guten Stimmung kam der von der Frauengemeinschaft bereit gestellte Hefekuchen und der exzellente Kaffee gerade richtig. Padre Mario vervollständigte den Musikteil mit einigen Liedern, wobei er sich selbst auf der Gitarre begleitete.

Längst hatten sich die ganz kleinen Besucher in der von der Kolpingsfamilie aufgebauten Mal- und Spielecke eingerichtet. Auch hier zeigte der Perutag seinen Charakter als Familienveranstaltung. Dieser ganzheitliche Ansatz spiegelte sich außerdem in der Beteiligung unterschiedlicher Gruppierungen der Pfarrgemeinde: Nicht nur der Perukreis war aktiv sondern auch Mitglieder der Frauengemeinschaft, die Kolpingsfamilie und der Pfarrjugend – und den Besuchern erschien dieses gruppenübergreifend reibungslose Zusammenwirken der vielen Helfer wie aus einem Guss.

Auch die Aufräumarbeiten liefen Hand in Hand. Und wieder war es Padre Mario, der mit seiner Gitarre und seiner angenehmen Stimme die Helfer erfreute, sie zum Mitsingen animierte und ihnen einen wunderbaren und unvergesslichen Abschluss dieses Peru-Tages schenkte.