Bühler Peru-Sonntag 2017 – eine sinnfällig erlebte Gemeinschaft

Schon der sehr gut besuchte Gottesdienst vermittelte allen Anwesenden, dass das Gedenken der Partnerschaft mit der Gemeinde „Nuestra Sen?ora de la Esperanza“ in der Nähe von Lima deutlich mehr ist als ein in jedem Frühjahr stattfindendes Ritual. Die Pfarreiband kreuzundkwer setzte zum Auftakt mit einem spanischen Lied den ersten fröhlich-feierlichen Akzent. Und auch die folgenden, ausschließlich von dieser Formation gestalteten zeitgemäßen deutschen Stücke aus dem Buch „Kreuzungen“ verliehen dem Gottesdienst seine besondere Note.

Pfarrer Wolf-Dieter Geißler wurde in seiner Zelebration von Diakon Professor Albert Biesinger unterstützt. Mit Pastoralreferent Nikolaus Wisser ging Wolf-Dieter Geißler in seiner Predigt auf die Symbolik des aktuell in St. Peter und Paul ausgestellten, von mehreren talentierten Mitgliedern der Seelsorgeeinheit gemalten Hungertuchs ein. Unter dem Motto „Die Sache Jesu braucht Begeisterte“ malten die Frauen der kfd Bühl und Moos die kluge Frau am Jakobsbrunnen, die in ihrer Begegnung mit Jesus von dessen Ausführungen stark berührt wird. Das Thema des Markusevangeliums von diesem Sonntag stellten die Ministranten von Kappelwindeck und Gruppenleiter der Pfarrjugend Bühl in der Person des Jungen dar, der für 5.000 Anwesende fünf Brote und zwei Fische bereitstellt, ein Motiv, das auch vom Familienkreis Vimbuch, der Schulen in Afrika unterstützt, aufgegriffen wurde. Die Kolpingsfamilie Bühl widmet ihre Darstellung dem barmherzigen Samariter, und der Kirchenchor Weitenung illustriert den Einzug Jesu in Jerusalem, wobei Nikolaus Wisser darauf hinwies, dass die „Hosianna“-Rufer vielleicht auch die späteren „Kreuzigt ihn“-Rufer waren.

Wolf-Dieter Geißler spannte den Bogen von diesen Darstellungen zu der vor 30 Jahren mit ziemlicher Skepsis begonnenen und im Lauf der Jahre immer intensiver, lebendiger und vielfältiger gewordenen Verbundenheit von St. Peter und Paul mit „Nuestra Sen?ora de la Esperanza“ sowie die engagierte Arbeit zahlreicher Einzelner in beiden Gemeinden, die echte kontinentübergreifende Freundschaften entstehen ließ. Dabei gedachte er, wie auch später die Perukreis-Vorsitzende Christiane Maurer, der 2016 verstorbenen Susi Jacobs, die über so viele Jahre als wichtiger Motor des Perukreises wirkte. In die Fürbitten eingeschlossen wurden auch die Opfer der aktuellen Unwetterschäden durch den langanhaltenden und nicht enden wollenden Regen in Peru.

Mit den schwungvollen Stücken der Band „kreuzundkwer“, die während des Kommunionempfangs wieder spanisch sangen, und dem Schlusslied „Gemeinsam ist es schöner“ konnten sich die Besucher auf weitere sinnfällige Erlebnisse im Haus Alban Stolz einstimmen.

Dort waren bereits die von 32 Köchinnen und Köchen aus den unterschiedlichen Gruppierungen der Pfarrgemeinde zubereiteten über 40 Gerichte nach lateinamerikanischen Rezepten und mit vielen Originalzutaten in einem verlockenden Arrangement aufgebaut worden. Als das Buffet um 11.30 Uhr eröffnet wurde, bildete sich sofort eine bemerkenswert lange Schlange, so dass gar nicht sofort erkennbar war, dass der große Festsaal bis auf den letzten Platz besetzt war. Ob Krabbensuppe oder Empanadas, ein Vorspeisen-Fischgericht, verziert mit der peruanischen Flagge, unterschiedlichste Quinoa-Zubereitungen, Geflügelgerichte und Aufläufe mit und ohne Fleisch, doch immer mit viel Gemüse, all diese bunte Fülle an Gerichten hatte einschließlich der farbenprächtigen Salate und den appetitanregenden Desserts und Gebäckstücken in Rekordzeit ihre dankbaren Abnehmer gefunden. Dieses Buffet gilt zunehmend als Geheimtipp für die Liebhaber lateinamerikanische Küche. Das Getränkeangebot lag in den bewährten Händen der Pfarrjugend, und Mitglieder der Frauengemeinschaft erweiterten das kulinarische Angebot um Kaffee und Hefezopf.

Die Perukreis-Vorsitzende Christiane Maurer kam nach ihrem Einsatz als Köchin und zentrale Ansprechpartnerin in allen organisatorischen Fragen jetzt zu ihrer Aufgabe als Sprecherin der Gruppierung. Zur Einstimmung übermittelte sie Grüße der Partnergemeinde, die von einigen Mitgliedern teilweise noch morgens per Handy übermittelt worden waren.

In ihrem Jahresrückblick ging sie zunächst auf die aktuell 41 Schulpatenschaften ein. Diese waren gerade überprüft und aktualisiert worden. Dabei hatten sich fünf Familien, denen es wirtschaftlich besser geht, aus der Förderung zurückgezogen, um anderen bedürftigeren Mitgliedern der Gemeinde den Zugang zu ermöglichen. Außerdem endete für einige der Kinder die Unterstützung mit ihrem erfolgreichen Schulabschluss. Für die derzeit zehn Berufs-Stipendien gibt es weitere Bewerber. Ganz kurzfristig konnte wieder eine neue Hütte für ein krankes Gemeindemitglied errichtet werden. Auch geht die Unterstützung behinderter Kinder aus dem Sozialfonds weiter. Christiane Maurer dankte allen Spendern und verwies auf die aufgestellten Spendenkassen. Die eingesammelten Gelder wandern zur Gänze in die Peru-Projekte, da die angebotenen Speisen allesamt gespendet waren. Das bereits Erreichte in ausdrucksstarken Bildern nachvollziehen konnten die Besucher an den von Ingrun Otto eingängig und übersichtlich aufbereiteten Stellwänden im Vorraum.

Danach begrüßte Christiane Maurer sechs „Voluntarios“, Studenten und jugendliche Berufstätige, die in einem freiwilligen Jahr zwischen Sasbach und Konstanz arbeiten. Dazu gehörten Erick (26), ausgebildeter Systemingenieur aus Puno im Süden Perus am Titicacasee gelegen, der in der Heimschule Lender den Spanisch- und Informatik-Unterricht unterstützt und im dortigen Weltladen verkauft. Abad (24), Anthropologiestudent und ebenfalls aus Puno, ist auf der Insel Reichenau in einem Kindergarten tätig. Der 25jährige Ismael aus Arequipa in der südperuanischen Andenregion, ausgebildeter Reiseführer, arbeitet auf Au pair-Basis in einer Familie. Ruth (24), mit einer Ausbildung in Buchhaltung, und Miriam (29), Sozialarbeiterin, beide aus Puno, arbeiten in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in Konstanz und Lahr. Aus der Hauptstadt Lima kommt die 23jährige Sintia, Studentin der Linguistik und Pädagogik, die in Freiburg in einem Kindergarten tätig ist. Die Hauptmotivation dieser Voluntarios für ihren Einsatz in Deutschland ist neben dem Kennenlernen von Kultur und Sprache auch der Erwerb berufsbezogener Erfahrungen in einem anderen Land und der dazu gehörende Methodenvergleich. Für ihre Einladung zu diesem Perutag bedankten sich die Jugendlichen mit einem Geigensolo und mitreißenden, getanzten landestypischen Rhythmen.

Im Anschluss unterhielten Kinder und Erzieherinnen des Kindergartens St. Elisabeth die Anwesenden mit zwei begeistert vorgetragenen Tanzeinlagen. Währenddessen tummelten sich die kleinsten Besucher in der von der Kolpingfamilie aufgebauten Mal- und Spielecke. Die Erwachsenen konnten auch „anfassbare“ Eindrücke von der Partnergemeinde gewinnen, indem sie Gegenstände von dort kauften, da der Eine-Welt-Laden sowohl mit einem gesponserten spendenorientierten Angebot auf einem Stand im Saal vertreten war, wie auch im Erdgeschoss seine Pforten für die Interessenten an fair gehandelten Waren geöffnet hatte.

Pfarrer Wolf-Dieter Geißler zeigte sich erfreut über diese mit allen Sinnen erlebbare Gemeindepartnerschaft sowie den mit Begeisterung gezeigten Darbietungen auf der Bühne und dankte allen Helfern für den gelungenen Peru-Sonntag.