Peru-Sonntag im Zeichen von Krieg und Corona am 20. März 2022

Peru-Sonntag im Zeichen von Krieg und Corona am 20. März 2022

Die gelb-grauen Wolken begannen sich zu verziehen, als um 10.30 Uhr der maßgeblich vom Perukreis gestaltete und von Pfarrer Andreas Schneider zelebrierte Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter und Paul begann. Alle möglichen Sitz- und Steh-Plätze in der Kirche waren besetzt, als die Pfarreiband „kreuzundkwer“ die Gedenkfeier mit einem lebensvollen Lied in spanischer Sprache die feierliche Messe eröffnete.

Zur Predigt schilderten Sandra Nowak und Nikolaus Wisser in einem berührenden Dialog ihren Weg zum Glauben. Dieses Thema wurde im Credo vertieft, als Christiane Maurer, Ingrid Becker und die erkrankte Claudia Anchante Flores (vorgelesen von Christine Bertele) ihre jeweils sehr persönliche Beziehung zum Glauben in zu Herzen gehenden Worten formulierten. Die von der 23jährigen Stipendiatin und Psychologiestudentin Lucero De la Cruz aus der Partnergemeinde Nuestra Señora de la Esperanza bei Lima beigesteuerten Gedanken zu ihrem Glauben wurden von Sandra Nowak vorgetragen (von Christiane Maurer aus dem Spanischen übersetzt – siehe Abspann).

Die im Anschluss vorgebrachten Fürbitten beschrieben im Zeichen des Krieges in der Ukraine das Ringen um den Glauben, das angesichts so vieler vernichteter Leben durch eine von der Machtgier Einzelner ausgelöste Invasion besonders herausfordernd ist. Diese sinnlose Zerstörungswut macht ein Niederringen der dadurch entstehenden Zweifel am Glauben besonders schwierig. Dafür wurde genauso gebetet wie auch für die von den Verlusten durch die anhaltende Pandemie geplagten Menschen diesseits und jenseits des Atlantiks.

Nach dem Spenden der hl. Kommunion stellte Christiane Maurer das von Marleni Paredes neu gestaltete Banner der Partnerschaft vor, das im Chorraum präsentiert wurde. Sie dankte allen Aktiven des Gottesdienstes und allen Unterstützern des Perukreises. Dazu zitierte sie aus einem Dankesschreiben des in der Partnergemeinde verantwortlichen Pater Tito (siehe Abspann), der auch die Beliebtheit der Schulpatenschaften unterstrich, da nur sie den Kindern eine lebenswerte Zukunft für sie selbst und ihre Familie ermöglichen. Die Schüler kehren jetzt zu einem Wechselunterricht zurück, wofür gerade die Ansprechpartnerinnen des Perukreises, María Fajardo und Andrea Quijua, die notwendigen Schulmaterialien einkaufen und verteilen.

Abschließend bedankte sich Christiane Maurer auch bei den neun Köchinnen und Köchen der Speisen nach peruanischen Rezepten, die auch dieses Jahr infektionsschutzgerecht nach dem Gottesdienst anstatt des sonst alljährlich stattfindenden gemeinsamen Essens für den häuslichen Mittagstisch gegen eine Spende zu erwerben waren. Informationen zu einzelnen Ereignissen innerhalb der Partnerschaft aus dem Jahr 2021 konnten die Gottesdienstbesucher in einem ansprechenden Informationsblatt mitnehmen, das an den Ausgängen der Pfarrkirche auslag.

Werner Maurer hatte zwischenzeitlich zusammen mit einigen Helfern die Verkaufs-Tische vor der Kirche unter Einhaltung der Corona-Hygienemaßnahmen aufgebaut und bestückt. Schon seit geraumer Zeit sahen Menschen bei frühlingshaften Temperaturen auf dem mittlerweile sonnenbeschienen Kirchplatz dem Verkaufsbeginn der sorgfältig verpackten Leckereien entgegen. Unter sieben Gerichten konnte man wählen: Außer einer Tomatensuppe mit Quinua warteten auf Vegetarier Kichererbseneintopf, Weiße-Bohnen-Eintopf und Nudeln mit Gemüse und Feta. Hackfleischbällchen mit Tomatensoße, Hühnchen mit Quinua sowie Estofado mit Rosinen und Erbsen ergänzten die Auswahl an Köstlichkeiten aus der peruanischen Küche. Die 110 Becher waren in kurzer Zeit ausverkauft. Ihr Inhalt vermittelte den Besuchern eine weitere und sehr unmittelbar erfahrbare Form der Verbundenheit mit der Partnergemeinde.

Auszug aus „Gedanken zum Thema „Glauben“ von Lucero De la Cruz (Stipendiatin, 23 Jahre)

„Im Laufe meines Lebens habe ich verschiedene Situationen erlebt, die ich mir nicht erklären konnte, warum sie passiert sind, und gerade bei komplizierten Erlebnissen ist es schwierig, sich nicht zu fragen, WARUM es sie gibt, und ich weiß, dass es vielen von Ihnen auch so geht.

Angesichts solcher Ereignisse neigen wir dazu, uns zu fragen, warum solche Dinge passieren. Wir quälen uns auf der Suche nach einem Grund, wir vergeuden unsere Energie damit, nach einem Grund zu suchen. Als ob er das Einzige ist, was unseren kleinen Seelenfrieden, den wir in einer schmerzhaften Situation suchen, wieder herstellen kann. Aber im Laufe der Zeit habe ich verstanden, dass es besser ist, nach dem WOFÜR zu fragen. Ein Umdenken, die Sicht aus einer neuen Perspektive führt uns dazu, über die Lehren nachzudenken, die wir aus diesen Situationen ziehen können. Mit anderen Worten: Es geht darum, weiter zu lernen und auch aus traurigen Erfahrungen das Gute zu ziehen. Es ist die Kraft, die uns antreibt, unseren Weg fortzusetzen, es ist die Überzeugung, dass es bessere Zeiten gibt, und wie das Sprichwort sagt, „nach dem Sturm kommt immer die Ruhe“.

Ein Ereignis, das jedem von uns nicht fremd ist, ist die Pandemie. Ich kann mir die unzähligen Verluste vorstellen, die Sie in jeder Hinsicht erlitten haben. Aber wenn ich mich frage, was der Hauptgrund war, der uns aufrecht gehalten hat, dann war es der GLAUBE, das Vertrauen, das wir tief in uns bewahrt haben, in dem Glauben, dass alles besser werden würde, und das ist es auch. Ich habe einen sehr schönen Satz gehört, der besagt: „Wer Glauben hat, ist nie allein“. Der Glaube war in vielen Situationen unser Anker, der uns gehalten hat, damit wir nicht untergehen.

(……) „Verlieren wir nicht den Glauben an die Menschheit“ ist ein Satz, der mich zum Nachdenken gebracht hat, dass es zwar viel zu verbessern gibt, dass es aber auch Menschen gibt, die alles für andere geben.

Mit großer Dankbarkeit,

Lucero De la Cruz“

Brief von Pater Tito:

„Hallo Christiane: Wie schön, von dir zu hören. Wir begleiten Sie mit unseren Gebeten in diesen schwierigen Zeiten des Krieges. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, und schon muss die Menschheit aufgrund des Egoismus einiger Menschen eine weitere Tragödie ertragen. Glauben Sie mir, dass wir alles, was geschieht, sehr aufmerksam verfolgen, und wir werden Sie immer in unsere Gebete einschließen.

In Peru hat das Kriegsproblem noch keine großen Auswirkungen, abgesehen von den Preissteigerungen bei einigen Produkten. Vielmehr haben wir noch immer mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen, insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht. Unsere Bevölkerung leidet sehr unter dem Mangel an Arbeit. Aber es scheint, dass sich die Situation allmählich verbessert.

In der Pfarrei kehren wir langsam zur Normalität unserer pastoralen Aktivitäten zurück. Die Gemeindegruppen sind durch die lange Zeit ohne persönliche Treffen dezimiert worden, aber wir tun unser Bestes, um sie zu reaktivieren. Die Fastenzeit ist eine Zeit der geistigen Stärkung. Wir freuen uns sehr auf die Vorbereitungen für die Karwoche, denn es ist schon zwei Jahre her, dass wir sie richtig feiern konnten.

Was die Sozialarbeit betrifft, so sind Maria und Andrea dabei, die Lieferung von Schulmaterial an die Familien der Schulpatenschaften abzuschließen, da die Kinder in diesem Jahr wieder in die Schulen zurückkehren werden, um persönlich am Unterricht teilzunehmen. Zwei Jahre lang gab es nur virtuellen Betrieb der Schulen. Danach werden wir uns mit der Frage der Stipendien befassen, da wir in den letzten Wochen zahlreiche Anträge auf Unterstützung erhalten haben. Wir werden Ihnen die Berichte zusenden.

Ich wiederhole Ihnen allen meine ganze Zuneigung und meinen Dank. Sie sind unsere zweiten Schutzengel. Sie werden hier sehr geliebt. 

Mit meinem Segen. P. Tito.“